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Färöer und Island 2018
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Wie so oft sind wir mal wieder an der Abzweigung vorbeigebrettert ... Rückwärtsgang einlegen und runter von der Ringstraße. Nur mit Navi und ohne anständige Straßenkarte unterwegs zu sein hat sich schon oft als unpraktisch erwiesen. Keine fünf Minuten später hielten wir wieder, weil Nora einen Eistaucher auf dem See beobachten wollte. Währenddessen näherte sich ein roter Peugot 206 mit Kuhfänger und voller Dröhnung Guns’n Roses mit Sweet child of mine. Der Wagen, der bis unters Dach mit Einkäufen vollgestopft war, hielt neben uns. Zwei etwas ältere Augenpaare lugten über Obst und andere Vorräte. Das waren Marlene und Raimund, die uns zu einem Besuch auf ihren heidelbeerblauen Hof einluden. Wir freuen uns sehr darüber, dass die beiden ihre Zeit mit uns teilten und uns einen Einblick in ihr Leben als „Hängengebliebene“ gaben: Hochzeitsreise – Rückflug absichtlich verpasst – Ausgewandert. Zeit ist so kostbar und sie schenkten uns viele schöne Stunden beim Birken pflanzen und Forellenangeln im Regen, ohne auch nur eine einzige gesehen zu haben. Total nass, mit Wasser in den Schuhen, schlugen wir das Angebot über Nacht hier stehen zu bleiben aus (unser Hintergedanke war: während der Fahrt kann Gertrud gut zum Trocknen einheizen). Liebevoll wurden wir noch mit selbstgefangenen Forellen und Rindfleisch aus der Kühltruhe versorgt und weil Yvonne so erkältet war, bekamen wir auch noch eine Tüte Obst und eine dicke Ingwerwurzel mit auf die Reise. Und das alles nur, weil Raimund und Nora besonders gerne Eistaucher mögen.
Wir haben sie schon für eine Legende gehalten: die freien Islandpferde, die wild im Hochland leben. Plötzlich tauchte eine Herde aus dem Nebel auf und kam neugierig auf uns zu, als wir gegen Mitternacht zum Trocknen unserer nassen Sachen im Hochland unterwegs waren. Wieder eine besondere Begegnung! Es blieb auch die einzige auf unserem Weg entlang der Route F752.
Laugafell ist eine Oase mitten im Nirgendwo. Trocken, ausgeschlafen und gestärkt packten wir die Badehose aus und genossen ein Bad in der hauseigenen warmen Quelle. Wie klein die Welt ist, wurden wir gewahr, als uns Motorradfahrer aus Köln auf unser Nummernschild ZEL ansprachen, da die Fahrerin gebürtig aus Zell-Kaimt stammt und sich sozusagen über den Gruß aus der Heimat freute.
Regenschauer und Wind begleiteten uns weiter südwärts nach Landmannalaugar zu den bunten Bergen. Waren wir bisher meist auf wenig befahrenen Pisten unterwegs, so ändert sich das jetzt. Auch kleine PKWs und große Reisebusse schlagen sich durch die Furten und auf dem Campingplatz am Rand des Lavafelds wimmelt es von bunten Zelten. Wir parken und beobachten, wie wellenweise Gruppen von bunten Regenjacken den steilen Aufstieg ins Lavafeld unternehmen, während aus einigen Zelten kommentierende Schreie zum WM-Endspiel schallen. Auch wir werfen uns in bunte Regenklamotten und wandern eine kleine Runde, wobei man hinter der Bergkuppe im schwefligen Dampf des Geothermalgebiets fast Verstecken spielen konnte.
Die Betriebsamkeit in Landmannalaugar bot einen Vorgeschmack auf den Golden Circle.
Þingvellir, der Ort des ersten isländischen Parlaments in der Grabenbruchzone ist heute kein Treffpunkt für isländische Stämme, sondern für Graugänse, die hier ihr eigenes Parlament auf den Wiesen rund um Islands größten See abhalten. Recht haben sie, es ist eine ganz liebliche Gegend hier.
Im Gebiet am Kerlingarfjöll haben wir großen Spaß zu gucken, wo es überall dampft, brodelt, blubbert und zischt. Und dazu noch die herrlichen Farben, die mal richtig zur Geltung kommen, weil die Sonne durch die Wolken blinzelt: verschiedene Gelb-, Braun- und Rottöne, wie die der rosafarbenen Rhyolitberge, deren Abrieb auf den Schnee geweht wird, so dass es aussieht wie Sahne mit Zimt und Zucker! Dazu kommt das Weiß, Grau und Blau der Ablagerungen, die entstehen, wenn das heiße Wasser aus dem Erdinneren an der Oberfläche abkühlt und dabei die gelösten Mineralstoffe ausfallen. Zwischendrin gibt es auch immer wieder sattgrüne Flecken von Algen, Moosen und Flechten. Ein Fest für die Augen (die Nase widerspricht: faule Eier)!
Türmchen aus Sinterablagerungen, schwefelgelbe Quellen, blubbernde Pfützen in verschiedenen Farben und spuckende Minigeysire - Vielleicht handelt es sich in Wirklichkeit um eine Trollküche?
Merida ist unser kleiner Steinschmecker: Egal, wo sie mal auf dem Boden krabbeln oder laufen darf, überall nimmt unser kleiner Steinbeißer erstmal Geschmacksproben. Wahrscheinlich erkennt sie die verschiedenen Orte Islands am Geschmack...
Es war schon wieder nach 20 Uhr, als wir von Süden her die Halbinsel Snæfellsnes enterten und wir wussten: Es wird hart.
Nein, nicht wegen der Straße, die sogar größtenteils asphaltiert ist, sondern aufgrund des schönen Wetters. Da für den ganzen nächsten Tag stärkerer Regen ansteht, nahmen wir uns vor, das Sonnenlicht bis zum letzten Strahl zu nutzen. Oder doch bis zum ersten Strahl? Auf jeden Fall haben wir einen sechsstündigen Sonnenauf-und-untergang verfolgt und dabei an jeder Biegung angehalten, um die großartigen Sehenswürdigkeiten wie den schneeglänzenden Vulkan Snæfellsjökull oder den einfach schönen Berg Kirkjufell zu portraitieren, aber auch die Kühe, deren Atem in der Abendluft dampfte und das Schaf mit den schönen Hörnern!
Wir fahren auf der Ringstraße weiter nach Süden und statten auf dem Weg der kleinen Wollspinnerei “Uppspuni“ von Hulda einen Besuch ab. Gerne zeigt ihr Mann uns die verschiedenen Schritte vom Reinigen der Schafwolle bis hin zum fein gesponnenen Garn. Wir erfahren auch, dass die Schafe gerade im Hochlandurlaub sind, um dort das saftige Sommergras zu fressen. Ein kleines bisschen der wunderbaren und zum Teil mit Lupinen gefärbten Wolle nehmen wir nach einem Rundgang durch den Betrieb mit.
Lieblingsziel mit Wartezeit: Wir freuten uns auf den Seljalandsfoss, ein Wasserfall, der hinter dem Wasservorhang begehbar ist. Um wirklich schöne Bilder zu machen, hatten wir allerdings keine Gelegenheit, weil es einfach zu voll war. Ein paar hundert Meter weiter gibt es noch einen Wasserfall, der sich hinter einer Felsspalte versteckt und früher nur mit nassen Füßen erreicht werden konnte. Es war wohl mal ein echter Geheimtipp. Jedenfalls solange, bis ein breiter Weg angelegt, die Furten mit einem Rohr versehen und zugeschüttet wurden. Irgendwie schade.
Im richtigen Licht ein optischer Leckerbissen auf dem Weg: die Kirche in Vík í Mýrdal. An diesem Abend fand dort noch ein Konzert des isländischen Gitarristen Ásgeir statt. Zu zweit wären wir bestimmt geblieben, so aber musste die Kostprobe reichen, die der nette Tontechniker für uns laufen ließ, während wir Fotos machten.
Von Alexanders Studienkollegen Till, der diesen Sommer in Skaftafell als Gletscherführer jobbte, bekamen wir noch ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk: Eine Verabredung zu einer Gletschertour nach Feierabend.
Laufen auf Gletschereis ist ganz besonders, es hat etwas Geheimnisvolles, wenn sich die Steigeisen in diese glasig blaue, feucht glänzende Masse einhaken. Unbemerkt verging die Zeit, als Till uns mit seiner Freundin Mary fast bis Mitternacht durch die Zauberwelt des Falljökull-Gletschers führte. Wir hatten großen Spaß mit den Krokodilschuhen (Steigeisen) sowie bei der spontanen Einführung ins Eisklettern.
Der Zauber der Gletscherlagune Jökulsárlón spricht für sich, es wird nicht langweilig, dem sich ständig verändernden Bild der treiben Eisberge zuzusehen.
Ein kleiner Abstecher zum Frühstücken am Heinabergsjökull wird für uns zu einer kleinen Flucht in die Einsamkeit Islands bei herrlichem Sonnenschein!
Auf dem Weg zur Einladung in Marleds Ferienhäuschen wurden wir von ihr via Internet quasi live begleitet und bekamen so den Tipp für einen Abstecher zum Hoffellsjökull kurz vor der entsprechenden Abzweigung. Das nenne ich eine gelungene Kommunikation! So kamen wir in den Genuss einer wunderbaren Kraxelstrecke, die wir sonst sicherlich nicht gefunden hätten.
“Geht ins Hochland, das Wetter wird schön!“ so lautete Marleds Empfehlung für unseren letzten Tag auf der Insel. Das war genau das Richtige: Im Sonnenschein ging es vorbei am größten Stausee Islands über leichte Pisten zu einem bildschönen Zeltplatz. Von dort aus noch ein kurzer Fußmarsch und wir konnten in den “Warmen Wasserfall“ eintauchen.
Bei schönem Wetter schließt sich der Kreis – wir sind wieder am Gletschersee Lagarfjot angelangt, wo etwa vier Wochen früher unser Islandabenteuer begann.
Gedanken zu unserer Islandfahrt:
✳ Die Bedeutung des Augenblicks - alles verändert sich so schnell: die Lichtstimmung, das Eis in der Gletscherlagune, die Windrichtung und damit das eigene Wohlbefinden beim Kochen im Freien und so weiter. Oft denkt man, dies und jenes erledige ich später (hier sind es meist Fotos, die man nicht gemacht hat, weil man müde war oder die Kinder gerade andere Bedürfnisse hatten), aber der Moment kommt tatsächlich nicht wieder. Vielleicht haben wir etwas daraus für unseren Alltag gelernt?
Zurück auf dem europäischen Festland fühlten wir uns in den dänischen Dünen fast wie in der Sahara – so heiß!
Der Hafer sticht: Morgens noch bei Schleswig, dann im Wikingermuseum Haithabu und um 16 Uhr auf die Autobahn, bis... ... 01:00 Uhr - Ankunft Zuhause
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